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Die STIMME
Vor allen weiteren Überlegungen zum Thema Stimme in ihren physiologischen, technischen, kommunikativen und künstlerischen Aspekten führt mich ein Grundgedanke durch meine Arbeit:
Der Gebrauch der Stimme ist ein schöpferischer Akt.
Mittels unserer Stimme kreieren wir das Bild, das wir von uns selbst vermitteln, wir kreieren unsere Beziehungen, unsere Arbeitsbereiche, wir gestalten Sprache, Geschichten, Lieder. Wir imitieren, kommunizieren, täuschen Wirklichkeit vor und geben Wahrheiten preis . . . Emotionen nehmen uns das Zepter aus der Hand, wir jubeln vor Freude, unsere Stimme zittert vor Angst, sie bebt . . . Die Stimme verleiht unseren Absichten Kleider, sie schmeichelt, befiehlt, liebkost. . .
An diesen komplexen Schöpfungsakt,- abhängig von uns selbst, dem anderen, den Gegebenheiten und Möglichkeiten des jeweiligen Augenblicks -, koppeln wir Leistungsziele. Unsere Stimme soll tragfähig, durchsetzungsfähig, expressiv und beweglich sein, soll den Anforderungen unseres Alltags, in Vortragssituationen, auf der Bühne, in der Oper, im Privatleben und in Hinsicht auf unsere Gesundheit standhalten.
Stimmunterricht - egal mit welchen Motiven verknüpft - bewegt sich immer in der Dialektik unserer persönlichen Befindlichkeit und externer Leistungserwartung. Die Kunst, die wirkliche Kunst, ist es, den privaten Spielraum Stimme durch objektive Parameter zu erweitern (oder auch aus persönlichen Gewohnheitsmustern zu befreien), und z.a., den öffentlichen, zielorientierten Stimmgebrauch dem Risiko der persönlichen und spontanen Gestaltung auszusetzen, und ihn dadurch lebendig und wesenhaft werden zu lassen.
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